Übergänge schaffen und begleiten seit einem Vierteljahrhundert.
25 Jahre Jugendhaus Erfurter Brücke
Was mit einer Idee begann ist heute zu einer wichtigen Institution der Jugendsozialarbeit in Erfurt geworden. Im Jubiläumsinterview erzählt Hausleitung Maud Ganzert von den Anfängen des Jugendhaus Erfurter Brücke und von einem Vierteljahrhundert Jugendsozialarbeit. "Es gab in der Wendezeit eine Gruppe katholischer Christen, Männer und Frauen die die Idee hatten, ein Jugendhaus aufzubauen und für alle Kinder und Jugendliche zu öffnen". Mit dieser Vision wurde im Jahr 1990 der Grundstein der Erfurter Brücke gelegt. Die Vereinsgründung im selben Jahr stellte den ersten Übergang von einer großen Idee zu einem konkreten Plan dar.
Obwohl bereits im Jahr 1991 das Haus in der Regierungsstraße 37 erworben werden konnte, in dem das Jugendhaus Erfurter Brücke bis heute zu finden ist, sollte es noch 5 Jahre dauern, bis das Team um Vereinsvorsitzenden Pfarrer Gregor Arndt einziehen konnte. Bis dahin war der Verein aber nicht untätig, sondern arbeitete von einem angemieteten Büro im Melchendorfer Gemeindezentrum aus. Dort wurde auch das, bis heute bestehende, Konzept mit Fokus auf die arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit erarbeitet. "Wir haben uns für eine Projektförderung beworben und sind dann auch tatsächlich ein Bundesmodellprojekt der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit geworden. Dazu gehört immer eine wissenschaftliche Begleitung, das war in unserem Fall Prof. Dr. Wolfgang Bisler und der hat uns empfohlen mit einer Befragung der Erfurter Regelschüler_innen zu starten, so bin ich in alle umliegenden Schulen getingelt". Im direkten Gespräch mit Schüler_innen und Lehrer_innen konnte das Erfurter Brücke Team in Erfahrung bringen, welche Probleme und Themen die Jugendlichen beschäftigen. Deutlich kristallisierte sich heraus: Insbesondere beim Übergang von der Schule in die Ausbildung gab und gibt es Bedarf für gezielte Jugendsozialarbeit. Genau dort setzte das Team an und zwar nicht nur in der Theorie. "Wir waren nicht nur eine Außenstelle mit Beratung oder mit einem einfachen Stützpunkt, sondern wir konnten auch tatsächlich schon praktisch arbeiten. Wir haben Rollenspieltrainings gemacht, wir haben Nachhilfe angeboten und wir haben Seminare für Schüler_innen, die ohne Schulabschluss die
Schule verlassen, angeboten".
Mit der Eröffnung des Hauses in der Regierungsstraße 37 im Jahr 1996 begann also durchaus ein neues Kapitel, aber die Geschichte der Erfurter Brücke hatte schon Jahre vorher begonnen. "Gleich mit einem Angebot hier einzuziehen war für uns auch eine Chance. Wir mussten in dem Haus nicht im Ursprung anfangen, sondern wir hatten gleich ein bestehendes Seminarangebot, das hier integriert werden konnte". Und dieses Angebot sollte weiter wachsen ohne das ursprüngliche Ziel aus den Augen zu verlieren: "Die verschiedensten Angebote, die es bei uns im Haus gibt, richten sich an Erfurter Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene und haben alle mit dem Übergang von der Schule in die Ausbildung oder in den Beruf zu tun". Von individuellen Beratungen, beispielsweise in der Kompetenzagentur und im Berufsorientierungsladen, bis zu Seminaren im Klassenverband das Team der Erfurter Brücke hat in über 25 Jahren ein umfangreiches Projektpaket geschaffen, um Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Weg von der Schule zum Ausbildungsplatz und darüber hinaus zu unterstützen.
Seit 2004 ist die Caritas Träger des Jugendhaus Erfurter Brücke. Christliche Werte waren immer fester Bestandteil der Arbeit und Teil des Leitbildes: "Wir sind Kolleginnen und Kollegen eines christlichen Trägers und wir übertragen das christliche Menschenbild auch auf unsere Arbeit, gleichzeitig: Wir sin d offen für alle Kinder und Jugendlichen. Hier geht es um Inhalte, hier geht es um das was ich für mein Leben brauche". Die ursprüngliche Vision ein Haus für Jugendliche und junge Erwachsenen in Erfurt zu schaffen ist durch kompetente und motivierte Mitarbeiter_innen, praxisnahe Projekte und qualifizierte Sozialarbeit zu einer Institution für arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit herangewachsen und konnte darüber hinaus noch weitere Zweige entwickeln. Zum Beispiel mit der ehrenamtlichen Initiative "youngcaritas", die Projekte in Bereichen wie Armut, Flüchtlingsarbeit und Nachhaltigkeit initiiert und zum Mitmachen einlädt.
"Erfurter Brücke steht für Übergang: Übergänge begleiten, Übergänge schaffen" - seit über 25 Jahren. Heute ist die Vision konkreter, aber es geht wie zur Zeit der Gründung darum "Hilfe für junge Menschen in ihren konkreten Situationen oder Problemlagen anzubieten, auch mit dem Ziel, dass sie das irgendwann selbstständig managen können. Wir wollen mit Partnerinnen und Partnern aller Bereiche zusammenarbeiten und als kompetenter Gesprächspartner wahrgenommen und angefragt werden. Insbesondere wollen wir aber auch konkret auf Situationen oder Herausforderungen, die das Jugendalter betreffen, aufmerksam machen".
Und wohin geht die Reise in den nächsten 25 Jahren? "Wir haben natürlich noch viele Ideen und Vorhaben. Ich hoffe, dass es uns in 25 Jahren als Jugendhaus weiterhin noch gibt. Aber wenn es uns nicht mehr geben sollte, dann höchstens aus dem Grund, dass tatsächlich diese Hilfen nicht nicht mehr gebraucht werden und das wäre auch eine tolle Entwicklung".