Häusliche Gewalt

• Gewalt in der Partnerschaft ist in den meisten Fällen mit einem Wechselbad der Gefühle verbunden.
• Seelische, körperliche und/oder sexuelle Gewalthandlungen wechseln mit Reue und liebevoller Fürsorge.
• Die Intensität der Gewaltanwendung und die Brutalität nehmen von Mal zu Mal zu. Die Zeitabstände zwischen den Eskalationen werden immer geringer.

Dies bezeichnet man als eine "Gewaltspirale".

Häusliche Gewalt hat immer auch etwas mit Macht und Kontrolle zu tun. Misshandelte berichten, dass ihre Angst, ihr Schmerz und ihre Hilflosigkeit auf die Täter wie ein Anreiz wirkten, die Gewalt fortzuführen oder sogar zu steigern. Körperliche und seelische Gewalt schließen immer auch eine seelische Demütigung und Misshandlung ein.

Wann und unter welchen Umständen kommt es zu häuslicher Gewalt? Welche Risikofaktoren gibt es?

In der Forschung und in der Praxis ist man sich einig, dass es kein einfaches Modell gibt, in dem beschrieben werden kann, "warum wer in welcher Situation gegen wen und in welcher Form Gewalt ausübt." (Quelle: blaues Gesundheitsbuch). Verschiedene Faktoren und ihr Zusammenspiel können zur Entstehung von Gewalt im häuslichen Bereich beitragen.

Im Nachfolgenden finden Sie mögliche Ursachen bzw. gewaltfördernde Umstände:

• Männlichkeitsvorstellungen, klares Rollenverständnis
  (Rolle als Mann gegenüber der Frau: Macht, Dominanz, Überlegenheit)
• Trennungssituationen
• schwach ausgeprägte Bewältigungskompetenzen in Bezug auf:
  - Beziehung
  - Stress
  - Frustrationen
  - Konfliktlösungen

• instabiles Selbstwertgefühl
• Alkohol- und Drogenkonsum
• kultureller Hintergrund
• Erfahrungen aus Kindheit und Jugend:
  - biographische Lernerfahrungen
  - eigene Gewalterfahrungen

• schwierige Lebenslagen
  (wie Arbeitslosigkeit, Erkrankung, Überforderung, etc.)

 
Dennoch bieten die beschriebenen Ursachen bzw. gewaltfördernden Umstände keine Rechtfertigung für Gewalt!!!

Untersuchungen, aber auch die Erfahrungen der Interventionsstelle verdeutlichen, dass Opfer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, oft gesundheitliche oder auch soziale/ökonomische Folgen erleiden. Neben körperlichen und psychischen Schäden kann häusliche Gewalt auch die Lebenssituation von Opfern stark beeinträchtigen, so zum Beispiel in den verschiedenen Lebensbereichen:

• soziale Kontakte
• Arbeitswelt
• Erziehungskompetenz und Versorgung der Kinder

In Partnerschaften und in sozialen Beziehungen gibt es nicht nur männliche Täter. Etwa 3-5 % der Opfer von häuslicher Gewalt sind Männer, die von Ihrer Partnerin geschlagen, angeschrien, kontrolliert und bedroht werden. Jedoch ist die Dunkelziffer bei weiten höher.

Wie auch weibliche Opfer suchen männliche Betroffene Erklärungen und Entschuldigungen in ihrem eigenen Verhalten. Sie geben sich die Mitschuld und die Mitverantwortung für die Gewalt.

(Quelle: Huber Verlag - Häusliche Gewalt erkennen und richtig reagieren - Handbuch für Medizin, Pflege und Beratung)