Die Emmaus Hospizdienste des Eichsfeld Klinikums waren am 18. November 2024 in der Leinefelder Obereichsfeldhalle Gastgeber des ersten Eichsfelder Hospiz- und Palliativtages. Hintergrund dafür war das 25-jährige Jubiläum der Hospizarbeit im Eichsfeld. Experten, Praxisvertreter und Interessierte waren zu einem Austausch über die Themen Hospiz- und Palliativversorgung eingeladen. Und sie kamen zahlreich, zumal hochkarätige Referenten angesagt waren.
Dr. Uwe Schotte bei der Moderation © Caritas Bistum Erfurt / Th. Müller
Unter ihnen der Soziologe und Theologe Prof. Dr. Reimer Gronemeyer, seit Jahrzehnten eine prägende Stimme im Bereich der Demenz- und Hospizforschung. Regelmäßig publiziert er zu den sozialen und ethischen Herausforderungen von Alter und Krankheit in unserer Gesellschaft. In seinem Vortrag „Demenz und hospizliche Sorge: Eine besondere Aufgabe am Lebensende“ ging er auf die Bedeutung von Zuwendung und Begleitung im Umgang mit dementiell erkrankten Menschen ein. Oder Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Direktor der Abteilung für Palliativmedizin am Uniklinikum Erlangen, ein führender Experte auf dem Gebiet der Palliativmedizin in Deutschland. In seinem Vortrag „Der Mensch will sterben – wie gehen wir damit um? Ein kritischer Blick auf den assistierten Suizid“ beleuchtete er die aktuelle Debatte um das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Abschließend referierte der Benediktinermönch und Autor Pater Anselm Grün (OSB), der für seine einfühlsamen Bücher über Lebensführung, Spiritualität und Sterbebegleitung bekannt ist. In seinem Vortrag „Begleitung Sterbender“ ging er auf die geistige Dimension der Sterbebegleitung ein. Dr. Uwe Schotte, Chefarzt der Klinik für Palliativmedizin am Eichsfeld Klinikum moderierte gekonnt die Fachvorträge. Das Quintett des Polizeiorchesters Thüringen sorgte für den musikalischen Auftakt. In den Pausen besuchten die Besucherinnen und Besucher verschiedene Infostände regionaler Anbieter.
Hospizdienst im Eichsfeld seit 1999
Der Hospizdienst im Eichsfeld begann mit fünf Gründungsmitgliedern 1999 und wechselte dann in Trägerschaft des Caritativen Pflegdienstes Eichsfeld. Gut vernetzt wurden die vielen Tätigkeitsfelder stetig ausgebaut und weiterentwickelt. Der Bedarf an Unterstützung der familiären Strukturen am Lebensende wurde in unserer Gesellschaft immer größer. Das umfangreiche Leistungsportfolio mit heute gut 80 Ehrenamtlichen ist ein Indiz für den Bedarf und das umfassende Engagement.
Dank für vielseitiges ehrenamtliches Engagement
Diözesan-Caritasdirektorin Monika Funk beim Grußwort© Caritas Bistum Erfurt / Th. Müller
In ihrem Grußwort sagte die Thüringer Diözesan-Caritasdirektorin Monika Funk: „Dieser Tag ist ein willkommener Anlass, um Ihnen allen, die Sie sich ehrenamtlich so stark engagieren von ganzem Herzen Dank zu sagen. Ohne Sie wäre die vielfältige Arbeit nicht möglich. Viele Betroffene konnten durch Ihren Dienst Hilfe und Beistand in schwierigen Zeiten erfahren. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir unter dem gemeinsamen Dach der Caritas – als großes Netzwerk der Nächstenliebe im Bistum Erfurt – gemeinsam für die Menschen so erfolgreich aktiv sind. Ihrem Beispiel folgend hat sich die Struktur im Hospiz- und Palliativbereich in ganz Thüringen weiterentwickelt.“
Eine aktuelle Stärkung dieses Bereichs im Eichsfeld und ein ganz neues Aufgabenfeld für Ehrenamtliche ergab sich Ende August mit der Eröffnung des Caritashospizes Mutter Teresa in Heilbad Heiligenstadt. Die Caritas schloss mit diesem Angebot im Eichsfeld eine lang ersehnte Lücke im Versorgungssystem der Palliativlandschaft, welche durch die ambulanten Hospizdienste vor Ort immer wieder gespiegelt wurde. Aktuell sind auch hier Ehrenamtliche vor Ort, um den 13 Hospizgästen Zuwendung und Hilfe zu geben.
Herausforderung durch den demographischen Wandel
Die Caritas und ihre Mitgliedseinrichtungen seien – im Bild gesprochen – „gesellschaftliche Seismographen“ und antworteten mit innovativen Angeboten in großer Vielfalt auf drängende soziale Nöte. Die Angst, am Lebensende einsam und verlassen zu sein, sei bei vielen Menschen groß und die Fürsorge für schwerkranke Angehörige belaste Familien nicht selten über Jahre. Unter den Vorzeichen des demographischen Wandels werde die letzte Phase des Lebens zu einer Herausforderung für die Gesellschaft als Ganze. In diesem Kontext seien die Dienste und Einrichtungen der Caritas, die lebensnah auf diese sozialen Krisen antworteten, ein Segen für unsere verletzliche Gesellschaft. Leider müsse man aber erleben, dass trotz der großen Resonanz der Angebote andere Wege zum Umgang mit dem Tod in unserer Gesellschaft stärker in den Fokus rückten. Wege, die unseren Praxiserfahrungen widersprechen. Unbeantwortete Ängste und Sorgen gingen aus unserer Sicht mit der Debatte um den selbstbestimmten Zeitpunkt des Todes in dieser Welt Hand in Hand. Auch der ehrenamtliche Hospizdienst sei unsere christliche Antwort auf diese Sorgen durch die bedingungslose Zuwendung zum menschlichen Leben, bis zu seinem Ende, so Monika Funk abschließend.
Mit Blick auf die demografische Entwicklung, insbesondere die Altersstruktur der Thüringer Bevölkerung, muss man non einer großen gesellschaftlichen Herausforderung sprechen. Deshalb ist die Caritas in diesem Bereich sehr aktiv und unterhält bundesweit 66 stationäre Hospize. Es gibt in unserem Land 260 Hospize für Erwachsene, 21 Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und gut 350 Palliativstationen in Krankenhäusern. Hinzu kommen landesweit 1.500 ambulante Hospizdienste.