Erfurt, 02.06.2022 – Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt und in Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser schnell getan – mit verheerenden Folgen. Darauf macht der Caritasverband für das Bistum Erfurt e.V. anlässlich der Aktionswoche der Schuldnerberatung aufmerksam und fordert ein Recht auf Schuldnerberatung für alle und einen Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung.
„Eine Krankheit, eine Periode der Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen. Das haben wir in der akuten Phase der Pandemie erlebt, das erleben wir jetzt vor dem Hintergrund steigender Preise“, sagt Bernadette Drapatz, Caritasreferentin aus den Erfahrungen der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstelle in Erfurt. „Und plötzlich ist man nicht mehr bloß verschuldet, sondern überschuldet und damit gefangen in einem Teufelskreis aus Forderungen, die nicht beglichen werden können, Stigmatisierung und Scham.“ Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Dafür sind die Schuldner- und Insolvenzberatung da. Sie zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern. „Daher ist es nicht vertretbar, dass gerade jetzt die Mittel für die Verbraucherinsolvenzberatung seitens des Landes Thüringen gekürzt werden. Damit werden die Träger gezwungen, Stundenkürzungen bei den Beratenden vorzunehmen. Und das bekommen dann vor allem die Klienten zu spüren, indem sie länger auf einen Beratungstermin warten müssen und sich so ihre Armuts- und Schuldenspirale weiter verschärft“, so Bernadette Drapatz weiter.
Hinzu kommt, dass nicht alle Menschen ein Recht auf eine kostenfreie Beratung haben: Solo-Selbständige, Rentner und Studenten etwa sind davon ausgeschlossen. „Wenn man weiß, wie wichtig eine gute Beratung für die Überwindung der Überschuldung ist, leuchtet nicht ein, warum nicht alle, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten, diese nicht in Anspruch nehmen dürfen“, so die Caritasreferentin. „Wir fordern ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen mit einer stabilen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden.“
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Caritasreferentin Bernadette Drapatz: 0361 6729 166.