GruppenbildFoto: Caritas Bistum Erfurt
Am 30.Oktober feierte die Erfurter Gehörlosen-Gemeinde „Heilige Elisabeth“ im Marienstift ihr 75-jähriges Jubiläum. Seit 1947 gab es in Erfurt erste katholische Gehörlosengottesdienste. Zusätzlich kamen gehörlose Vertriebene aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland. Um 1958 fanden diese Gottesdienste im Ursulinenkloster, ab 1973 im Caritas Kinder- und Jugendaus „St. Vinzenz“ und ab 2009 im Marienstift statt. Zuerst mit lautsprachbegleitender Gebärde, ab 2008 mit Deutscher Gebärdensprache und 2007 gründete sich ein Gebärdenchor. Ein Höhepunkt war 2011 der Auftritt des Gebärdenchores während des Papstbesuches auf dem Erfurter Domplatz. 1955 zählte die Gemeinde ca. 80 Mitglieder und jetzt 19 im Alter von 16–85 Jahren. Heute gibt es monatlich einen Gottesdienst mit ihrem Gehörlosenseelsorger Gert Schellhorn. Daran schließen sich Begegnungen mit unterschiedlichen Programmpunkten an.
Seit 1990 ist Erhard Müller Vorsitzender der Gemeinde. Weihbischof Dr. Reinhard Hauke überreichte Erhard Müller voller Dankbarkeit die Elisabethmedaille des Bistums Erfurt, die herausragendes ehrenamtliches Engagement im christlichen Geist würdigt. In seiner Leitungsfunktion sei er seit 32 Jahren hochmotiviert und grundverlässlich tätig: Er erstelle den Jahresplan für die Gemeinde, plane und organisiere Veranstaltungen und Gemeindefahrten und gebe zu Beginn des Jahres mit dem Rechenschaftsbericht einen Überblick über die Gesamtsituation des Kirchortes, so der Weihbischof in seiner Laudatio. Und Pfarrer Schellhorn ergänzt anerkennend: Er besuche ältere und kranke Gemeindeglieder und mache Besuche im Krankenhaus. Er erweise sich im wahrsten Sinn des Wortes als empathischer Seelsorger und werde als solcher sehr geschätzt. Ursula Schiebel wurde für ihren langjährigen Einsatz in der Gehörlosenarbeit, der Mitsorge für die Gemeinde und als Dolmetscherin aufrichtig gedankt.
Der Gottesdienst wurde von einem gemeinsamen Gebärdenchor aus dem Eichsfeld und Erfurt festlich mitgestaltet. Dies sei auch ein Zeichen der guten Verbundenheit der Gehörlosengemeinden im Eichsfeld und in Erfurt. Pfarrer Schellhorn erinnerte auch an die vielen gemeinsame Aktivitäten der Gehörlosen, so z.B. an die Wallfahrt 2007 anlässlich des 800. Geburtstages der Hl. Elisabeth zu ihrem Geburtsort nach Sarospatak/Ungarn. Im Gottesdienst trugen Mitglieder der Gemeinde die Fürbitten vor und zeigten in Gebärdensprache, was sie in Dankbarkeit mit ihrer Gemeinde verbindet.
Im Anschluss zeichnete der Erfurter Weihbischof Alfons Rogge für seine aufopferungsvolle Arbeit im Katholischen Gehörlosenverein „Eichsfeldia“ mit einem Ehrenbrief aus. Er hatte den Verein im März 1991 wieder belebt und begründet, der schon 1916 entstanden war. „Ich danke für Ihren steten und aufopferungsvollen Einsatz in der Gehörlosenarbeit über Jahrzehnte. Von Herzen wünsche ich Ihnen Gottes reichsten Segen und Lohn für alle Mühe bei der Integration von Behinderten in Gesellschaft und Kirche“, so Dr. Hauke in seiner Laudatio.