Die ehrenamtliche Helferin Brunhilde Pawelsky und Caritas Sozialarbeiterin Doris Grünhage (vorn) helfen oft gemeinsam in der Erfurter Caritas Kleiderkammer. © Caritasverband Erfurt
Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum war ein "Dauerbrenner" für Menschen mit Kindern.
Auch für Menschen mit negativer Schufa-Auskunft blieb die Wohnungssuche extrem schwierig. Niedriglohn, unterbrochene Erwerbsbiografie, Scheidung oder gescheiterte Selbstständigkeit führten zu geringem Einkommen oder zur Inanspruchnahme von Grundsicherung im Alter. Folge war drohende Altersarmut oder die Angst der Menschen davor. Alleinerziehende hatten nach wie vor Probleme, Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Zeitverträge, wechselnde Arbeitszeiten, Schicht- und Wochenenddienste waren gerade für sie problematisch. Viertes großes Thema war die Verschuldung: Niedriglöhne, Zeitarbeit, Krankheiten und Zeiten der Arbeitslosigkeit erlaubten es nicht, einen "Notgroschen" anzusparen. Kritisch wurde es für die Betroffenen, wenn unvorhergesehene Ausgaben entstanden, die von den Regelsätzen nicht abgedeckt sind. Hier entstanden schnell Notsituationen, an denen Betroffene fast verzweifelten.
Komplexe Problemlagen nahmen zu
Unter den Ratsuchenden befanden sich zumeist Menschen in wirtschaftlichen, familiären und psychosozialen Notlagen, aber auch Menschen mit alters-, behinderungs- und krankheitsbedingten Problemen. Komplexe Problemlagen nahmen zu. Im Bereich des ALG II war Beratung über gesetzliche Ansprüche und Hilfestellung beim Ausfüllen der Anträge erforderlich. Oft baten Ratsuchende um Hilfe beim Verstehen der komplizierten Bescheide sowie Unterstützung bei der Formulierung von Widersprüchen. Hierzu gehörten auch die Begleitung zu Ämtern und Behörden sowie die Erstellung von Sozialberichten. 22% der Klienten hatten Wohnungs-, Miet- und Energieprobleme. Insbesondere handelte es sich um Räumungsklagen und der damit verbundenen Neuanmietung von Wohnraum. Mit insgesamt 67 % war der Frauenanteil unter den Ratsuchenden sehr hoch.
Ehrenamt unverzichtbar
Die Erfurter Sozialarbeiterin Doris Grünhage war im Rahmen der Sozialarbeit auch für die Kleiderkammer in der Thüringer Landeshauptstadt zuständig. Neben dem Tagestreff in direkter Nachbarschaft bot diese auch ein unverzichtbares Angebot der Caritas für Menschen in Not. Grünhage schätzte ein, dass ohne die tatkräftige Unterstützung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer die Kleiderkammer geschlossen werden müsste.
Hintergrund:
Allgemeine Sozialberatung (ASB) - Die ASB ist zentrale Informations- und Beratungsstelle sowie erste Anlaufstelle bei akuten persönlichen, finanziellen sowie sozialen Schwierigkeiten. Als "niederschwelliges" Beratungsangebot steht sie allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Konfession und Nationalität offen. Sie setzt keine spezifische Problemdefinition oder eine institutionelle Zuständigkeit voraus und versteht sich so als Clearingstelle. Ziel ist es, gemeinsam mit den Ratsuchenden Wege zu finden, die vorhandenen Notlagen zu beseitigen oder zu mildern. Dabei gilt es, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern und zu erhalten, sowie zur Selbstverantwortung und Selbsthilfe zu aktivieren. Die ASB ist als Fachdienst eingebunden in ein Netz von unterschiedlichen Beratungsangeboten der Caritas. Die Arbeit wird zu 100% aus kirchlichen Mitteln finanziert.
Rückfragen und Kontakt:
Caritas Erfurt, Allgemeine Sozialberatung, Regierungsstraße 55, 99084 Erfurt, Telefon: 0361 5553320, Doris Grünhage (Caritas Sozialarbeiterin)